Wichtige Hinweise zu den Farben, insbesondere zu Schwarz und Weiß

Auf meiner Homepage zeige ich Bilder von Taglilienblüten, die ich bei mir in der Gärtnerei aufgenommen habe. So wie Sie die Farben auf den Fotos sehen, so haben sich die Blüten bei mir zur Zeit der Aufnahme dargestellt.
Leider können die Farben von ein und derselben Sorte in verschiedenen Gärten und Regionen jedoch veränderlich, bzw. unterschiedlich ausfallen! Um die mögliche Spielbreite der Blütenblattfarbe einer Sorte in Erfahrung zu bringen, kann es nützlich sein, gelegentlich eine Sorte mit ihrem Sortennamen zu „googeln“. Und ich bin mir sicher, das Sie dann verblüfft sein werden. Denn meist werden sie dort nämlich mehrere Aufnahmen von ein und derselben Sorte finden, auf denen sehr verschiedene und sehr voneinander abweichende Farben zu sehen sind.
Ein weiteres Beispiel für die natürliche Spielbreite einer Blütenblattfarbe finden Sie auch hier auf dieser Homepage bei „Offenthal-Sorten“ z.B. bei der Sorte ‚Devil’s Feather‘.

Die Blütenfarbe der Taglilien/Hemerocallis kann sich abhängig von verschiedenen, nachfolgend beschriebenen Faktoren veränderlich präsentieren:
Die erste große Farbveränderung ist eine natürliche und sie passiert täglich fast in jedem Garten. Taglilienblüten die sich früh morgens, also in der kühleren Tageszeit geöffnet haben sind noch kräftig in den Farben. Im Verlauf des Tages mit zunehmender Wärme und späterer Hitze werden die Farben jedoch sichtlich heller und blasser.
Häufig zeigt die Farbe ein und derselben Tagliliensorte auf Grund von verschiedenen Bodenbeschaffenheiten (z.B.: Lehm, Sand oder humusreiche Erde) unterschiedliche Farbnuancen.
Außerdem reagiert die Farbe oft veränderlich auf Wetterumschwünge, wie z.B von Wärme auf Kälte, von Hitze auf Regen, von hoher Luftfeuchtigkeit auf niedrige Luftfeuchtigkeit oder auch umgekehrt.
Und die Farbe kann auch abhängig vom lokalen Kleinklima nuancieren. Es kann sich bereits eine Farbvariation zeigen, wenn ein und dieselbe Sorte in einem norddeutschen oder in einem süddeutschen Garten steht.
Diese Veränderlichkeiten beziehen sich in der Regel nur auf Farbnuancen im gleichen Farbspektrum und es entstehen üblicherweise keine neuen Blütenformen, Farben und Muster. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, wie mir eindeutig Fotos von Kunden aus der Pfalz aus ihren Gärten gezeigt haben.
Bei einem Kunden war eine zweifellos echte Pflanze der Sorte ‚Moonlit Masquerade‘ mit einer hellgelben Grundfarbe zu sehen. Und so etwas hatte ich im Verlauf von 25 Jahren weder zu Gesicht bekommen noch davon erfahren. Bis dato kannte ich die Sorte nur mit einer stabilen, fast weißen Grundfarbe. Bei einem weiteren Kunden aus der Pfalz war ein ähnliches Phänomen bei einer eindeutig echten Pflanze der Sorte ‚Blue Eyed Butterfly‘ zu sehen. Außer der veränderten Grundfarbe hatte diese sogar noch ein rosafarbenes Auge statt des üblicherweise bläulichen.
Mir ist keine weitere Pflanzengattung bekannt. die so veränderliche Farben aufweist, wie es bei den Hemerocallis/Taglilien vorkommt. Und in diesem Bereich benötigt es schon eine gewisse Portion an Toleranz um später im Garten von seinen Einkäufen nicht enttäuscht zu sein.

Die Farbe Schwarz kommt bei Taglilien so von Natur aus nicht vor. Die sogenannten schwarzen Sorten sind ehemals selektiv/züchterisch aus entweder rot oder violett blühenden Sorten hervorgegangen. Die Schwarzen basieren also immer auf rot oder violett und sind somit immer ein wenig rot- oder violettstichig. Ein reines Schwarz, so wie wir es uns gerne vorstellen oder es gar von anderen Pflanzen her kennen, gibt es so bei Taglilien bis dato nicht. Sorten, die als „schwarzblütig“ bezeichnet werden, sind immer nur fast oder nahezu schwarz. Manche Sorten erscheinen auch erst mit einigen Schritten Abstand bzw. aus Entfernung betrachtet so. Bei zu heftiger Sonneneinstrahlung in den heißen Mittagsstunden werden häufig aus schönen, dunklen Blütenfarben ausgebrannte und unansehnliche. Dieses lässt sich verhindern, indem man bei der Standortwahl Plätze mit praller und heißer Mittagssonne meidet und ost- oder westseitige oder leicht halbschattige Plätze bevorzugt. Dunkelblütige Tagliliensorten an helle, aber absonnige Standorte, wie etwa hinter kleineren Büschen zu pflanzen, die nur die Taglilien beschatten, bewirkt wahre Wunder für das Erhalten der dunklen Blütenfarbe. Desweiteren weise ich darauf hin, dass Sie dunkle Tagliliensorten keineswegs überdüngen sollten, denn das kann ebenfalls einen negativen Einfluss auf  die Blütenfarbe haben. Bei zu viel Dünger ist es möglich, dass fast schwarze Blüten ihre Farbe in ein dunkleres Rot verändern! Ebenfalls betroffen vom „Ausbrennen“ oder „Ausbleichen“ können Tagliliensorten sein, deren Blütenfarbe rosa, lila, violett ist und oder deren Augenfarbe bläulich ist.

Wem es gelingt, sich von festgelegten Vorstellungen von einem reinen und absoluten Schwarz bei Taglilien zu lösen, dem wird sich die vielfältige Welt der sogenannten „Schwarzen Sorten“ als eine wunderbar paradiesische offenbaren.

Die Farbe Weiß kommt bei Taglilien so von Natur aus nicht vor. Die sogenannten weißen Sorten sind ehemals selektiv/züchterisch aus den Farben lila oder gelb hervorgegangen. Ein reines, klares Weiß, so wie wir es uns gerne vorstellen, oder von anderen Pflanzen kennen, gibt es bei Taglilien bis dato nicht. Sorten, die als „weißblütig“ bezeichnet werden, sind immer nur fast oder nahezu weiß. Die Unterschiede unter den weißen Sorten und die Faktoren, die sie zu solchen machen, sollten beachtet werden. Sonst kann es möglicherweise zu Enttäuschungen kommen.
Und aufpassen muss man auch, denn es gelangen sehr oft hellgelbe oder cremefarbene Sorten in den Handel, die als weiße deklariert werden. Andererseits gibt es tatsächlich nahezu oder fast weiße Sorten, die schon sehr gut an ein reines weiß herankommen. Ob sie jedoch in den Genuss kommen können, diese bei sich im Garten als eine solche wahrzunehmen, hängt meinem Wissen nach von unbestimmten Faktoren ab. Viele phantastische weiße Züchtungen, die sich bei mir in der Gärtnerei befinden, sind tatsächlich fast oder nahezu weiß. Aus langjährigen Erfahrungen kann ich jedoch berichten, dass die gleichen oder die selben Sorten, die bei mir weiß blühten, sich bei einigen Kunden in deren Gärten als hellgelb oder cremefarben zeigten. Meist geschah dies in humosen oder schwereren Böden der Kunden. Ich halte es für möglich, dass Nährstoffüberfluss oder Nährstoffmangel im Boden einen erheblichen Einfluss auf die Farbwiedergabe nehmen. Bei zu fetten und schweren Böden empfehle ich ein Untermischen von reinem Sand.

Auch hier rate ich allen, die nicht auf ein absolut reines weiß festgelegt sind, in diese Welt einzutauchen. Die Vielfalt der nahezu weißen Sorten ist enorm groß und es gibt berauschend schöne unter ihnen.