Die Eigenschaften von Taglilien/Hemerocallis

Der bekannte Gartenbuchautor, Philosoph und Gärtner Karl Foerster hat die Taglilie/Hemerocallis einmal als „die Pflanze des intelligenten Faulen“ bezeichnet. Ich habe das für Sie ausprobiert und kann Ihnen sagen:
„Er hat recht!“

Taglilien/Hemerocallis wachsen und blühen in fast jedem Gartenboden. Sie vertragen schwere lehmige Böden, jedoch keine anhaltende Staunässe und sie gedeihen ebenso in sandigen trockeneren Böden und bei großer Hitze. Aus diesem Grund werden sie auch in Australien und Spanien immer populärer. Die Üppigkeit der Blüten bzw die Bildung und der Ansatz der Blütenknospen ist allerdings abhängig von Nährstoffen und genügend Wasser.
Bei Neupflanzung, die im Frühjahr vorgenommen werden, reicht es aus, den vorhandenen Boden mit gut abgelagertem Kompost oder auch einer besseren Pflanzerde aus dem Handel zu vermischen.
Eine leichte Düngergabe sollte frühestens 8 Wochen nach der Pflanzung erfolgen, also erst, wenn die Pflanzen gut eingewachsen sind. Bei Neupflanzungen im Herbst sollte die erste Düngung im darauffolgenden April oder Mai erfolgen.
Bei eingewachsenen Pflanzen, die in relativ guten Böden stehen, reicht eine einmalige Düngung im April aus. Pflanzen, die in sandigen oder anderen nährstoffarmen Böden wachsen, sollten einen Langzeitdünger wie etwa „Plantosan“ erhalten. Es ist aber auch möglich, jährlich 3-4 kleinere Düngeportionen von Mitte/Ende April bis Ende Juni zu geben. Hier bietet sich ein Volldünger (N-P-K=5-10-10) an. Stickstoff (N) -betonte Dünger sind gut für das Wachstum. Es ist aber wichtig, hiervon nicht zu viel zu geben und sich an die Dosierungsvorgaben zu halten.
Für einen üppigen Knospenansatz sind jedoch Phosphor (P) und Kalium (K) zuständig. Sollte es am Knospenansatz bzw. Blütenreichtum mangeln, ist es wichtig, diese Nährstoffe zuzuführen. Dieses sollte dann bereits 6-8 Wochen vor der regulären Blütezeit der Pflanzen erfolgen.
Die genaue Dosierung erlesen Sie bitte auf der Verpackung des Düngers oder dem Beilagenzettel oder erfragen Sie sie bei ihrem Fachhändler für Dünger!

Die Taglilienhöhe kann je nach Sorte eine Höhe von 25cm bis 180cm erreichen.

Die Blütenformen sind sehr vielgestaltig. Sie können beispielsweise trichterförmig, trichterförmig-glockig, flach, zurückgeschlagen oder auch zurückgeschlagen-kugelförmig sein. Zusätzlich zu diesen Formen können sie noch rund, sternförmig, sternförmig-zusammengedrückt, spiderformähnlich oder spiderförmig sein. Unter spiderförmigen Blüten versteht man Blüten mit sehr schmalen Blütenblättern. Sie sind so schlank in ihrer Gestalt, dass sie fast an Spinnenbeine erinnern. Bei echten Spidersorten ist das einzelne Blütenblatt im Verhältnis 5:1 gestaltet. Das heißt, dass die Breite des Blütenblattes weniger als ein Fünftel der Länge beträgt. Ich erwähne die Spider hier ausführlicher, weil sie derzeit die Züchtungs-Beliebtheitsskala anführen und eine Kehrtwende noch nicht in Sicht scheint.

Die Blütengröße von Taglilien-/Hemerocallissorten beträgt je nach Sorte von 2,5 cm bis zu 35 cm im Durchmesser. Letzteres Maß wird nur von den neueren, vorher angesprochenen Spider Züchtungen erreicht.

Die Farbpalette der Grundfarbe der einzelnen Blüten weist bis auf die Farbe Blau nahezu alle anderen Töne auf. Die blaue Farbe in reinem Zustand kommt nur als Bestandteil der Augenpartie oder der Randfarbe auf der Blüte vor. Von Auge, Band oder Halo spricht man, wenn Blüten außer ihrer Grundfarbe noch eine weitere, aber dunklere Farbe in der Blütenblattmitte besitzen. Diese bildet aus Entfernung betrachtet im Zusammenwirken mit den anderen Blütenblättern ein rundes oder ovales ringförmiges Gebilde mit eben dieser Bezeichnung. Ist die Farbe in der Mitte der Blütenblätter heller als die Grundfarbe so spricht man von einem Wasserzeichen. Eine andere Bezeichnung, die ich hierfür gehört habe, lautet „Kalkauge“. Auch diese finde ich sehr treffend, weiß aber nicht, ob sie wissenschaftlich anerkannt ist. Die Farbe, die sich am Grund/Zentrum der Blüten befindet, bezeichnet man als Schlundfarbe. Sie ist häufig gelb oder grün, kann sehr leuchtend sein und die Farbgebung der gesamten Blüte maßgeblich mit beeinflussen. Die Anzahl der Knospen variiert pro Blütenstängel von etwa 13 bis zu 80 Stück je nach Sorte.

Die Fragen zu den Blütezeiten und zur Dauer der Blütezeit bei Taglilien sind nur sehr differenziert zu beantworten, denn die Blütezeit wird maßgeblich beeinflusst von der Klimazone, in der die Taglilien wachsen.

In den bekanntesten Anbaugebieten der USA, also dem Bundesstaat Florida und den südlichsten Teilen von Georgia und Alabama, und unter den dort herrschenden subtropischen Klimabedingungen kann die Blütezeit durch wiederholtes Nachblühen (reblooming) länger als 4 Monate betragen.

Die Sorten werden dort auch in früh-, mittel- und spätblühende Sorten untergliedert, weil sie dort in Abständen von mehreren Wochen nacheinander aufblühen können.
Diese Einteilung in verschiedene Blühabschnitte ist dort für die Gestalter von Gärten und für die Gestaltung von Pflanzkombinationen mit anderen Stauden von großer Bedeutung. Aber sie macht auch nur dort Sinn.

Im nördlichen Teil der Erde und speziell hier in Deutschland mit dem mitteleuropäischen Klima gelten ganz andere Maßstäbe. Eine Nachblüte wie im subtropischen Süden der USA findet hier praktisch nicht oder nur sehr selten und unregelmäßig statt. Für eine Nachblüte benötigen Taglilien über viele Wochen und Monate kontinuierlich Temperaturn von mindestens 36 bis 40° C im Schatten. Einzelfälle von „reblooming“, wie sie im Sommer 2018 in Deutschland von wenigen Taglilienbesitzern zu beobachten waren, sind durchaus möglich. Doch für eine universale Aussage, die für die Mehrheit von Taglilienbesitzern und Käufern gilt sind diese „Einzelerfahrungen“ nicht tauglich. Und für die Planung von Pflanzkombinationen sind sie schon gar nicht zu gebrauchen. Erst wenn unsere Sommer fortwährend und beständig so ausfallen wie im Jahr 2018, kann man eventuell zukünftig auch hier mit einem echten „reblooming“ rechnen.

Bis dahin gilt:

Die Dauer der Blütezeit in Deutschland beträgt hier in der Regel für die Hybrid-Sorten 4-5 Wochen, bei sehr guter Nährstoff- und Wasserversorgung evtl. 6 Wochen. (Ausnahmen, die tatsächlich mehrmals blühen, sind die wenigen Sorten, die in der Taglilienliste im Kommentar gesondert erwähnt werden.) Und diese 4-6 wöchige, durchgängige Blütezeit kann aber auch nur bei Pflanzen erreicht werden, die bereits 10-15 Jahre ungestört an einem Standort gedeihen konnten. Neu erworbene bzw. frisch gepflanzte oder auch immer wieder geteilte Pflanzen können diese durchgängige und lange Blütezeit nicht leisten.

Nahezu alle Hybrid-Sorten erblühen in Deutschland im Juli in Abständen von nur 5-10 Tagen zueinander. Diese dann in Blühabschnitte von früh,- mittel- und spätblühenden Taglilien zu unterteilen halte ich nicht für sinnvoll, denn es hat keine Relevanz. Teilweise werden Angaben zu den Blütezeitpunkten von deutschen Kollegen aus den amerikanischen Datenangaben übernommen, dies erachte ich als irreführend, nicht korrekt und nicht seriös. Aus diesem Grund finden Sie in meiner „Planzenliste“ diesbezüglich auch keine Angaben.

Hier bei uns Blühkombinationen mit anderen Stauden zu erzielen gelingt nur, wenn man ausschließlich Pflanzen verwendet, die ebenfalls im dem Zeitraum von Ende Juni bis Anfang August blühen.

Ich höre immer wieder von Kunden, dass Sie sich eine Pflanzkombination mit Gräsern vorstellen bzw. wünschen. Dieses in der Realität dann Wirklichkeit werden zu lassen ist jedoch nicht so einfach, denn die große Zeit der Gräser findet in den Monaten von Mitte August bis Ende Oktober statt. Mitte August blühen bei den Taglilien allerdings nur noch die Sorten ‚Autumn Minaret‘, ‚Final Touch‘, ‚Johnny Come Lately‘ und die wenigen mehrmalsblühenden Sorten wie z.B. ‚Stella De Oro‘ zufriedenstellend. Umgekehrt gehören zu den Gräsern, die im Juli schon etwas hermachen ebenfalls nur wenige. Für erwähnenswert erachte ich alle Sorten vom Reitgras (Calamagrostis), ganz besonders geeignet ist hiervon das Calamagrostis x acutiflora ‚Karl Foerster‘. Dann kommen noch einige Sorten vom Lampenputzer-, bzw. Federborstengras (Pennisetum) infrage und einige Sorten von den Seggen, allen voran das Carex morrowii ‚Variegata‘. Versuchenswert sind auch noch die niedrigbleibenden Sorten vom Chinaschilf (Miscanthus) wie z.B. ‚Ferner Osten‘, ‚Gracillimus‘, ‚Morning Light‘.

Nachfolgend möchte ich Ihnen meinen persönlichen Leitfaden zu den Blühabschnitten in Deutschland als Hilfestellung anbieten:

Frühblühende Taglilien:
Hierzu gehören die wenigen Wildformen und außerdem die wenigen Sorten, die aus diesen hervorgegangen sind wie ‚Maikönigin‘ und ‚Brunette‘, die bereits im Mai/Juni blühen.

Mittelblühende Taglilien:
Nahezu alle Sorten (gärtnerische Züchtungen), die Sie in meiner Homepage finden, fallen in diese Kategorie. Beginnend mit der Sorte ‚Schnickel Fritz‘, die etwa um den 28. Juni herum zu blühen beginnt und endend etwa mit der Sorte ‚White Temptation‘, die ca. um den 20. Juli herum zu blühen beginnt. Die Hauptblütezeit ist der Juli.

Spätblühende Taglilien:
Für Deutschland ist aus dieser Kategorie nur wenig Taugliches zu nennen. Die meisten der spätblühenden Sorten aus den USA haben hier wegen des Mangels an Wärme bzw. Hitze ein extrem schlechtes Blütenöffnungsverhalten. Das heißt, dass sich die Knospen zwar öffnen, aber die Blüten entfalten sich nicht mehr oder kaum noch. Tun sie dies doch, dann sind die Farben der Blüten zumeist nicht rein und unansehnlich. Zu den wenigen guten bei den spätblühenden Taglilien gehören ‚Autumn Minaret‘, ‚Final Touch‘, die bräunliche ‚Johnny Come Lately‘ und die blassrosane ‚By The Riverside‘. Die Blütezeit dieser Sorten beginnt gegen Ende Juli und zieht sich bis in den August, bei der Sorte ‚Final Touch‘ auch noch in den September.

Diploide und tetraploide Taglilien/Hemerocallis
Wild vorkommende Taglilien bzw. Hemerocallis Arten haben in der Regel einen „diploiden Chromosomensatz“. Unter ihnen gibt es jedoch vier Varietäten und Klone der Fulva-Gruppe, die einen Chromosomensatz mehr haben, d. h. sie sind „triploid“. Solch eine Erhöhung der Chromosomenzahl kann durch natürliche Einflüsse, wie etwa große Hitze, starke Frosteinwirkung oder auch durch elektromagnetische Einflüsse ausgelöst werden. In der Regel führen diese Einwirkungen jedoch zu einer Verdoppelung der beiden Chromosomensätze bei den Taglilien und sie besitzen dann einen „vierfachen Chromosomensatz“, d.h. sie sind tetraploid. Diese sind im Verhältnis zu den normal vorkommenden diploiden Pflanzen in allen Teilen dicker und von festerer Substanz.  Manche dieser tetraploiden Taglilien haben ein plumpes, klobiges und fast protziges Erscheinungsbild. Sie verfügen häufig über wesentlich dickere Wurzeln, breitere und festere Laubblätter, viel kräftigere Stängel und auch viel dickere Blütenblätter. Kräftige Wurzeln bedeuten besseres Wachstum, starke Stängel bedeuten Standfestigkeit und dickere Blütenblätter bedeuten schönere und leuchtendere Farben. Das sind alles positive Eigenschaften, die bei neu entstehenden Sorten zunächst sehr erwünscht sind. Folgerichtig stand zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die schwierige Frage im Raum, wie man diese positiven Eigenschaften von den wenigen tetraploiden Pflanzen auf viele diploide Sorten der gleichen Gattung übertragen könne.

Doch so einfach war das Unterfangen nicht, denn würde man tetraploide Exemplare mit Taglilien kreuzen, die diploid oder triploid sind, dann würde man keine lebensfähigen Nachkommen erzielen. Und falls es doch gelänge, dann wären diese steril und würden für keine weiteren Kreuzungen in Frage kommen. 1937 hat sich in den USA bei Versuchen mit Colchicin, also dem Gift der Herbstzeitlosen, herausgestellt, dass es bei Taglilienpflanzen angewendet während der Metaphase die Zellteilung verhindert. Mit diesem neuen Wissen konnte man ab dann ganz normale, diploide Taglilien in tetraploide konvertieren bzw. umwandeln und sie mit den bereits vorhandenen tetraploiden kreuzen.

Anfänglich gab es nur diploide Tagliliensorten, doch heute nach fast 90 Jahren ist das gesamte Tagliliensortiment mit diploiden und tetraploiden Sorten durchmischt und die Auswahl an ihnen ist einfach riesig. Diploide Tagliliensorten haben in der Regel ein feineres und schwächer wachsendes Wurzelwerk und viel schmalere Blätter. Ihre Blütenstängel sind dünn aber drahtig und sie stehen aufrecht bis leicht bogig oder sind leicht übergeneigt und diese tragen in der Regel vom Gewicht her kleinere und leichtere Blüten. Im Allgemeinen kann man diploide Sorten als grazile Gestalten bezeichnen, die ein locker leichtes Erscheinungsbild haben und dadurch ihr eigenes, verführerisches Flair besitzen. Neuerdings werden in der Züchtung aber immer mehr hohe Sorten und solche mit sehr großen Blüten favorisiert. Doch auf diploider Basis geht das schnell daneben. Solche Tagliliensorten sind dann häufig nicht mehr standfest und aus grazil wird häufig instabil und unschön, weil sich die dünnen Stängel durch die Last der schwereren Blüten soweit herunterbiegen, dass die Blüten fast auf dem Boden liegen. Wenn man mannshohe Taglilien im Garten haben möchte oder welche mit riesigen Blüten, die auch wirklich standfest sind, dann sollte man unbedingt auf tetraploide Sorten zurückgreifen.  Weitere Anmerkungen zu mannshohen Sorten finden Sie auch im Begleittext der Sorte `Notify Ground Crew‘ und weitere Anmerkungen zu diploiden Miniatursorten finden Sie bei `Siloam Bumblebee‘!

Das Laub der Taglilien/Hemerocallis sieht je nach Sorte unterschiedlich aus. Es gibt Sorten mit niedrigem Laub und niedrigen Blütenstängeln wie bei ‘Stella d’Oro‘ oder mit niedrigem Laub und hohen, schlanken aber drahtigen Stängeln wie bei ‘Neyron Rose‘. Es gibt aber auch welche mit einem relativ hohem Laubbusch und niedrigen Blütenstängeln, bei denen die Pflanze stängellos erscheint und die Blüten wie große, leuchtende Broschen auf dem Laub sitzen. Eine der schönsten aus dieser Zuchtrichtung der 1980er Jahre ist für mich die leuchtend hellgelbe, weißgerippte und gerüschte Sorte ‚Demetrius‘ von Harris aus dem Jahr 1977. Die Form der Blätter kann ebenfalls von Sorte zu Sorte anders sein. Es gibt solche mit sehr schmalen und solche mit sehr breiten Blättern.

Dann gibt es Sorten, bei denen das Laub im Winter abstirbt und andere, bei denen das Laub teilweise erhalten bleibt, je nachdem welche Gene sich von welcher Wildform in den Sorten durchgesetzt haben. Die Wildformen, bei denen das Laub über Winter abstirbt, stammen generell aus Regionen in Asien mit härteren Winterphasen. Die Wildformen hingegen, die im Winter teilweise grün bleiben, also ihr Laub behalten, stammen aus milderen Regionen. Sie sind in der Regel nicht so hart wie die vorher genannten.

Die bekanntesten und zum Teil auch bedeutendsten Züchter der Neuzeit leben/lebten und arbeiten/arbeiteten in Florida (USA). Sie haben dort nicht nur ein mildes Klima, sondern fast schon subtropische Verhältnisse. Deshalb bevorzugen sie die wintergrünen Sorten für ihre Züchtungsarbeit. Diese sind mit dem Kürzel Ev für Evergreen oder Sev für Semievergreen gekennzeichnet. Die wintergrünen Sorten wachsen in Florida und in ein paar Nachbar-Bundesstaaten sehr zügig und blühen dort teilweise bis zu vier/fünf Monate. Diese Züchtungen können wegen der längeren Wachstumsphase und dem daraus resultierenden Zuwachs schneller auf den Markt gebracht werden, manchmal schon nach 4 Jahren. Ganz anders bei den Kollegen aus den nördlichen Bundesstaaten. Dort herrschen zeitweise frostigere Winter als wir sie in Deutschland erfahren. Deshalb verwenden die Züchter dort verstärkt und bevorzugt Sorten mit einziehendem Laub. Diese sind in ihren Beschreibungen mit dem Kürzel „Dor“ für Dormant gekennzeichnet. Die Einführung solcher einziehenden Sorten dauert viel länger, weil deren Wachstumsperiode viel kürzer ist.

Bislang hatten Züchter (allen voran Patrick Stamile / Guy Pearce, die Besitzer der Floyd Cove Nursery) aus Florida immer die Nase vorn, wenn es darum ging, neue und spektakuläre Sorten einzuführen. Die Züchter dort sind sehr populär und sie verkaufen und verschicken ihre Züchtungen weltweit. Die Einfuhr nach Europa ist allerdings seit Juni 2015 strikt verboten. Gärtner, Anbauer und Händler aus Europa, die mit ihrem Sortiment bis dahin up to date sein wollten, waren deshalb verstärkt auf den Kauf von diesen immergrünen Sorten angewiesen. Es gibt jedoch Nachteile, die die Sorten von dort haben können. Einer davon ist häufig mangelnde Winterhärte. Ein weiterer könnte ein schlechtes Öffnungsverhalten der Blüten sein, denn viele dieser Sorten benötigen warme Nächte (mindestens mit 15° C), um sich am nächsten Morgen mit gut geöffneten Blüten zu präsentieren und schön zu sein. Ein weiteres Manko ist häufig, dass die wunderschönen Blütenfarben, die man von den Fotos aus den Katalogen oder dem Internet kennt, hier bei uns in Deutschland unsauber aussehen – höchst wahrscheinlich aufgrund des anderen Klimas.

In jüngster Zeit sind jedoch die Züchter der nördlichen Regionen der USA selbstbewusster geworden. Zu denen, die herausragen und ihr Handwerk am besten beherrschen zählen Phil und Luela Korth, Jamie Gossard und Joel Thomas Polston. Sie haben kontinuierlich nach und nach fantastische Neuerungen auf der Basis von einziehenden (laubabwerfenden)Pflanzen auf den Markt gebracht. Dazu benutzten sie klugerweise vielfach die besten und spektakulärsten Neuzüchtungen aus Florida und diese kreuzten sie mit den besten ihrer winterharten Sorten.

Ich persönlich bevorzuge diese robusten, meist bis minus 30°C winterharten Taglilien/Hemerocallis aus den Gefilden nördlicher Gebiete. Diese zeigen sich bei uns meist als die Geeigneteren. Nur wenn ich bestimmte Farbbilder oder Muster noch nicht unter den einziehenden Sorten finde, greife ich zu halb-, oder immergrünen Sorten. Hierbei achte ich darauf, dass die ausgewählten zu den robusteren der Immergrünen gehören. Ich teste sie darauf, ob sie sich für unsere Gärten eignen. Außerdem tausche ich mich rege mit Kollegen und auch Kunden aus, die bereits Erfahrung mit anderweitig gekauften Sorten gemacht haben. Mit den von mir getesteten und angebotenen halb- und immergrünen Sorten sind meine Kunden daher auf der sicheren Seite.